"I would not be where I am, if I had not participated in the Belvedere Singing Competition. In my case, it was very helpful. It´s enormously important in the opera world that you know whether you are on the right track. And I was able to present myself in only one audition to many international opera and casting directors, without having to travel from one audition to another."
In the follwing the full APA interview (in German):
Sopran-Shooting Star Yende: "10 Sekunden haben mein Leben verändert" - Südafrikanerin am 15. März bei den "Great Voices" im Konzerthaus - "Hatte lange überhaupt keine Ahnung von Oper": Säße ohne Wiener Belvedere Wettbewerb nicht hier
Sopran-Shooting Star Yende: "10 Sekunden haben mein Leben verändert" - Südafrikanerin am 15. März bei den "Great Voices" im Konzerthaus - "Hatte lange überhaupt keine Ahnung von Oper": Säße ohne Wiener Belvedere Wettbewerb nicht hier
Wien (APA, 30.1.2014) - Bei Pretty Yende gilt: Nomen est omen. Die 28-jährige Südafrikanerin ist aber vor allem seit 2009 einer der aufstrebenden Sterne am Opernhimmel. Damals gewann die Sopranistin beim Wiener Belvedere Gesangswettbewerb als erste Teilnehmerin überhaupt in allen drei Kategorien. Es folgten umjubelte Debüts an der Scala, der MET und im Vorjahr als Einspringerin für Cecilia Bartoli im Theater an der Wien.
Am 15. März nun wird die charmante Künstlerin im Wiener Konzerthaus im Rahmen des "Great Voices"-Zyklus in eine Reihe mit Edita Gruberova oder Piotr Beczala aufrücken. Die APA sprach mit der Sängerin im Vorfeld darüber, wie man im tiefsten Südafrika mit Muttersprache Zulu darauf kommt, Opernsängerin zu werden, ihr Erweckungserlebnis mit 16 Jahren und warum sie einfach manchmal auch "normal" sein muss.
APA: Sie sind in Mpumalanga in Südafrika aufgewachsen, mit Zulu als Muttersprache - nicht die klassische Umgebung, um Opernsängerin zu werden. Wann hatten Sie das erste Mal den scheinbar verrückten Gedanken: Ich will Sopranistin werden?
Pretty Yende: Eigentlich war der Gedanke: Ich muss Sopranistin werden! Aber ich hatte lange überhaupt keine Ahnung von Oper. Wir haben daheim zwar immer gesungen, aber Kirchenlieder - bis ich eines Nachts mit 16 Jahren im Fernsehen eine Werbung mit dem Blumenduett aus der Oper "Lakme" als Untermalung gehört habe. Und diese zehn Sekunden haben mein Leben verändert! Als hätte jemand das Licht angemacht und ich auf einmal klar gesehen. Also bin ich tags darauf zu meinem Lehrer und habe ihn gefragt, was dieser Gesang überhaupt ist! Ich hätte nie gedacht, dass die menschliche Stimme so etwas Übernatürliches hervorbringen und das Gefühl vermitteln kann, dass alles in Ordnung ist und die Zeit stillsteht. Mein Lehrer hat mir dann zwar abgeraten und gemeint, ich solle mich auf meinen Schulabschluss konzentrieren, da ich aber darauf bestand, wurde ich in den Chor aufgenommen. Meine Familie war völlig baff - ich hatte zu der Zeit viel ferngesehen und immer verschlafen. Und dann bin ich auf einmal um 5 Uhr morgens aufgestanden, um zur Chorprobe zu gehen. Und ich habe nie aufgegeben.
APA: Wie wichtig ist es für Sie, eine Sprache, in der man singt, auch sprechen zu können?
Yende: Die Professoren an der Uni in Südafrika haben mich versucht zu überzeugen, wie wichtig es sei, Sprachen zu lernen. Und ich wollte doch nur singen - nicht Sprachen und Geschichte studieren! Ich habe das erst verstanden, als ich zum Studium nach Mailand gegangen bin. Es gibt eine Phrasierung, die ich erst dann wirklich erfasst habe, als ich Italienisch nicht mehr erst ins Englische und dann in meine Muttersprache Zulu übersetzen musste.
APA: 2009 haben Sie beim Belvedere Gesangswettbewerb in Wien alles abgeräumt. Wie wichtig sind heute solche Wettbewerbe für junge Sänger?
Yende: Ich säße heute nicht hier, wenn es den Belvedere Wettbewerb nicht gegeben hätte. In meinem Falle hat es mir unheimlich geholfen. Es ist in der Opernwelt enorm wichtig, dass man ein Signal bekommt, ob man auf dem richtigen Weg ist. Und ich habe auch aus finanzieller Sicht zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, da ich mich mit einem Auftritt allen möglichen Operndirektoren präsentieren konnte, ohne von einem Vorsingen zum anderen zu fahren. Natürlich ist der Druck bei diesen Wettbewerben hoch, aber man muss sich klar werden, dass es schon ein Sieg ist, wenn man es überhaupt so weit geschafft hat.
APA: Im Vorjahr haben Sie dann als Comtesse Adele im "Le Comte Ory" ihr umjubeltes Debüt an der MET gehabt und als Einspringerin für Cecilia Bartoli in der Partie im Theater an der Wien einen veritablen Überraschungserfolg gelandet. War das einer jener Momente in einem Sängerleben, auf den man 30 Jahre später zurückblickt und sagt: Das war mein Durchbruch?
Yende: Es war sogar ein Wendepunkt für Nachwuchssänger allgemein, dass die MET eine junge Sängerin wie mich mit einer solch schwierigen Belcanto-Hauptrolle betraut hat. Es war ein Zeichen, dass sich etwas ändert. Und in Wien war es insofern besonders, als für mich der Belvedere Wettbewerb hier ja als Startrampe fungiert hat.
APA: Die Opernwelt kann bisweilen sehr konservativ sein: Haben Sie Diskriminierung aufgrund Ihrer Hautfarbe erlebt, oder haben da Kolleginnen wie Jesseye Norman oder Grace Bumbry das Feld bereitet?
Yende: Am Anfang hatte ich Angst davor. Ich komme aus Südafrika und habe viel über Apartheid gelernt. Ich bin aber in einer Familie aufgewachsen, in der immer klar war, dass alle Menschen gleich sind. Ich wurde in Übersee so unglaublich herzlich willkommen geheißen, dass es mir erlaubt hat, meine Flügel noch weiter zu spannen. Mir wurde immer klar gesagt: Du musst Dich nicht beschränken.
APA: Sie erarbeiten sich gerade das Belcanto-Repertoire. Ist das auch privat Ihre Lieblingsmusik unter der Dusche?
Yende: Im Moment konzentriere ich mich voll auf Belcanto. Ich versuche aber, ihn nicht dauernd zu hören. Der Geist kann viel vertragen, aber der Körper wird manchmal müde. Ich muss das also ausbalancieren und "normal" sein. Dann höre einfach mal Gospel und Jazz, um die Batterien wieder aufzuladen.
(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß/APA)
(S E R V I C E - Konzert im Rahmen des "Great Voices"-Zyklus am 15. März im Wiener Konzerthaus. Infos unter http://www.greatvoices.at/Pretty-Yende)